Jazz (USA)
Wer kennt das nicht? Man hört einen Song immer wieder, „versteht“ ihn aber erst in einem bestimmten Lebensalter. So ist es der Jazzsängerin Janiece Jaffe gegangen, die als Teenie Joni Mitchells Platten rauf und runter gehört hatte. Im Covidjahr 2020 nahm sich die über 60jährige erfolgreiche Künstlerin mit einer Diskographie von elf eigenen Alben die Zeit, Mitchells Musik „neu“ zu hören und in die Geschichten hinter den Songs einzutauchen. Einen Sommer lang arbeitete sie mit ihrer Freundin Monika Herzig am Keyboard in ihrer Scheune an den Arrangements. Die Live-Premiere im März 2021 war so erfolgreich, dass das Duo beschloss, mit Band eine Aufnahme zu machen. Das Ergebnis sind neun grandiose Neuinterpretationen von Mitchells Liedgut vor allem aus den 70ern, vom hellstrahlenden Opener „Help Me“ inklusive Saxofon-Intro (Greg Ward) zu bekannteren Songs wie „Both Sides Now“, das Jaffe voller Hoffnung mit warmer, reifer Stimme singt. „River“ verzaubert mit Violine (Carolyn Dutton) und Herzigs wunderschönen Pianoklängen. „The Hissing Of Summer Lawns“, das Mitchells vieldiskutierter Turning Point zu mehr künstlerischer Freiheit war, ist für mich das Highlight der Platte. „Sweet Bird“ über Vergänglichkeit singt Jaffe mit großer Eindrücklichkeit, als hätte sie eine Ahnung gehabt: denn leider hat sie die Veröffentlichung nicht mehr erlebt. Sie starb im November 2022 unerwartet nach einer Herz-OP. Das Album ist so zu ihrem Vermächtnis geworden.
VÖ: 31.03.2023ACME Records9 TracksInfos